AUSSTELLUNG "Der Kalligrafische Kreis"

Die Kursteilnehmer von Katharina Pieper aus den Kursen
in der Limbacher Mühle zeigten ihre Werke

im Kulturzentrum Alte Kirche in Vinningen/Pfalz

am Sonntag, dem 19. April und am Sonntag, dem 26. April 2009

Die Ausstellenden waren:
Dr. Sabine Becker, Elisabeth Böttcher, Jeannette Braun,
Wolfgang Faubel, Maria Anna-Harz, Brigitte Jost, Irene Menges, Gisela Neumann,
Pia Paul, Michaela Rayer, Heidrun von Scheidt und Elke Schweitzer.

Die Ausstellung erfuhr eine große Resonanz, auch in der Presse.
Hier einige Artikel über die Ausstellung:

 

 

Amtsblatt der Verbandsgemeinde Pirmasens-Land

Ausgabe KW 17/09 | Freitag, 24. April 2009

Hohes Interesse an der Ausstellung "Der kalligraphische Kreis"

Hohes Interesse an der Ausstellung "Der kalligraphische Kreis" Eine erfreulich breite Besucherresonanz wurde der Kalligraphie-Ausstellungseröffnung im Kulturzentrum "Alte Kirche" zuteil. Viele waren gekommen, um das Ausstellungsangebot eines zwölfköpfigen Kurses der bekannten Kalligraphin Katharina Pieper wahrzunehmen. Dieses stand unter dem Motto "Der kalligraphische Kreis". Präsentiert wurden in allen Räumlichkeiten des Gebäudes rund 50 Bilder mit kreisförmig angelegter Kalligraphie. Gearbeitet hat man auf verschiedenen Papieruntergründen, diese teilweise vorher bemalt, und zwar mit vielen verschiedenen Schriftarten, unterschiedlich groß und verschiedenartig koloriert. Sogar einige Collagen sind mit dabei und auch eine entsprechend beschriftete Tonschale. Die Inhalte der Schriftdokumente bewegen sich vom Alphabet über einzelne Wörter oder Sprüche bis hin zu Liedern oder Gedichten bekannter Autoren. Von daher auch die Aussage der Kursleiterin Katharina Pieper, dass Kalligraphie heute mehr sei als nur "schönes Schreiben". Es gehe zusätzlich darum, einem Schriftinhalt durch die Art der schriftlichen Gestaltung eine neue Ausdruckskraft zu verleihen. Nach zwei Ausstellungen ihres Kurses in den letzten Jahren sei die Präsentation in Vinningen als "Höhepunkt einer intensiven Vorarbeit" zu deklarieren. Zweifellos sei sie "die umfangreichste, aber auch die ausgereifteste" geworden. Die Kursteilnehmer hätten sich "mit Enthusiasmus in den Kreis, die Einheit, die Ganzheit gekniet". Das Ausstellungskontingent sei eine "echte Bestätigung dafür, dass die hohe Kunst der Kalligraphie aus ihrem Schattendasein herausgetreten" sei. Dazu musste sich jeder Kursteilnehmer eine Menge aneignen und dies immer wieder einsetzen und praktizieren. Jeder gelungene Buchstabe ergebe einen "Glücksmoment". Viele davon führen dann zu einer Art "Glückseligkeit". Für Pieper ist es keine Frage, "dass Kalligraphie süchtig machen kann". Sie, die seit 27 Jahren professionell Kalligraphie betreibt, gibt aber auch zu, dass dazu "harte Arbeit" gehört. Was der Kurs fertiggebracht habe, zeige ihr, dass "der Funke der Begeisterung offensichtlich übergesprungen" sei und damit auch "die Sehnsucht nach dem Schönen, Wahren und Guten". Diese solle "schreibend sichtbar gemacht werden". Kalligraphie biete aber auch die Chance, "schreibend die Dinge an sich zu entdecken".
Musikalisch umrahmt wurde die Ausstellungseröffnung durch den Pianisten Daniel Engels, und zwar mit durchweg modernen Klavierstücken, darunter eines der "Short pieces" seines Lehrers Christof Heringer. Am Sonntag, dem 26.4.09, ist die Ausstellung ein zweites Mal geöffnet, ebenfalls von 15 - 18 Uhr. Dann werden auch drei Kalligraphen ihr Tun direkt vorführen, wobei Gelegenheit zum eigenen Ausprobieren besteht.

Lothar Feldner, Kulturbeauftragter



AUSSTELLUNG "Der Kalligrafische Kreis" im Kulturzentrum Vinningen im April 2009

offizielle Einführungsrede von Katharina Pieper:

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kalligrafie,
liebe Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer,


heute, am 19. April 2009, wird schon wieder etwas rund: in den wunderschönen historischen Räumen des Kulturzentrums in Vinningen können die Teilnehmer/innen des Kalligrafie-Kurses aus der Limbacher Mühle erneut ihre Arbeiten zum Thema "Der kalligrafische Kreis" einem interessierten Publikum präsentieren. Eine intensive Zeit der Vorbereitung, um die sich insbesondere Pia Paul gekümmert hat und auf deren Initiative die Möglichkeit der Ausstellung zurckgeht, findet heute ihren Höhepunkt. Mit viel Engagement hat Pia Paul die Organisation im Vorfeld übernommen. Im Namen der Teilnehmer möchte ich ihr und natürlich und ganz besonders Herrn Lothar Feldner danken. Ohne Ihn und seinen unermüdlichen Einsatz wäre diese Ausstellung so nicht zustande gekommen.
Die Ausstellung wäre erst recht nicht zustande gekommen, wenn nicht Ihr, die begeisterten Kalligrafen und -gräfinnen, Euch so intensiv mit dem Schreiben von schönen, historischen und expressiven Buchstaben beschäftigt hättet. Nach einer inzwischen zum Teil stattlichen Anzahl von Jahren, in denen Ihr Euch alle in meinen und anderen Kalligrafie-Kursen, vor allem in der Limbacher Mühle, aber auch in diversen Wochenendkursen oder der Sommerakademie in Blieskastel, weitergebildet und Euer kalligrafisches Können verfeinert habt, können hier nun die Früchte der Arbeit gezeigt werden. Es ist bereits die dritte Ausstellung zum Thema "Der kalligrafische Kreis". Die erste fand in der Limbacher Mühle, unserem Kursort, statt, die zweite in der Stadtbibliothek von St. Ingbert. Diese dritte Ausstellung ist die umfangreichste und zugleich die am meisten ausgereifte.

Die hier Ausstellenden sind: Dr. Sabine Becker, Elisabeth Böttcher, Jeannette Braun, Wolfgang Faubel, Maria Anna-Harz, Brigitte Jost, Irene Menges, Gisela Neumann, Pia Paul, Michaela Rayer, Heidrun von Scheidt und Elke Schweitzer.

Das Thema "Der Kreis" entstand ursprünglich aus einer Anzahl sehr gelungener Übungsblätter, die in einem Kurs in der Limbacher Mühle entstanden sind. So wurde die Idee geboren, diese Blätter in einer Ausstellung in der Mühle zu zeigen. Dass daraus mehr als "nur" Übungsblätter wurden, ist offensichtlich und auch hier nur unschwer zu erkennen. Alle Teilnehmer knieten sich in das Thema "Kreis", das Einheit, Vollkommenheit, Ganzheit symbolisiert, mit einem solchen Enthusiasmus, dass man schon sagen kann: hier ist eine sehr schöne Ausstellung zusammengekommen, die sich wirklich sehen lassen kann.

Ich freue mich, dass Ihr alle so viel Freude am Schreiben habt. Für mich als Kursleiterin ist dies eine Bestätigung, dass die hohe Kunst der Kalligrafie aus ihrem Schattendasein bei uns in Deutschland von Zeit zu Zeit heraustritt und die Betrachter für die sensible Art, Worte zu visualisieren, begeistern kann. An dieser Stelle möchte ich kurz darauf eingehen: was ist eigentlich Kalligrafie? Ist es "nur" das "Schöne Schreiben"? Nein, Kalligrafie ist viel mehr. Worten und Texten wird mittels gestalteter Schrift visuell Ausdruck verliehen. Gedanken finden Form, Poesie wird lebendige Sprache - Literatur, spirituellen oder philosophischen Texten wird Leben eingehaucht. Damit dies geschehen kann, muss zunächst eine ganze Bandbreite von Basistechniken beherrscht werden. Schriften wie Humanistische Kursive, Unziale, Fraktur, Antiqua, karolingische Minuskel oder Rustika müssen auswendig aufs Papier gesetzt werden, d.h. man muss jeden Buchstaben kennen, um ihn auch schreiben zu können. Ist dies nicht der Fall, verliert der Schreiber den Rhythmus, er kommt aus dem Konzept, und dies kann im Schriftbild sichtbar werden. Nun müssen aber auch eine Linie eingehalten oder die Schriftgröße gleichmäßig und durchgängig konstant geschrieben werden, Formen und Farben harmonieren und im Zusammenklang mit Inhalt und Text auf das entsprechende Papierformat gesetzt werden. Dazu gehört auch, dass man die verschiedenen Federn, mit denen man kalligrafische Formen zaubern kann, zu führen weiß und die Bandzugfedern, den Bambus, das Balsaholz, Automatic-Pens, Speedball-Federn u.s.w. ins rechte Licht zu rücken versteht. Wie leicht tropft schon mal die Tinte da hin, wohin sie nicht soll, wie leicht verselbständigt sich die Hand und macht nicht das, was der Kopf will und das Auge zu sehen erhofft.

Doch beim stetigen Üben – und es muss für die Kalligrafie viel geübt werden, damit schöne Formen entstehen – gelingen gute Formen immer öfter. Ein gelungener Buchstabe ist einem kleinen Glücksmoment gleichzusetzen. Es ist eine Freude, einen Buchstaben aus seiner Hand fließen zu sehen, und ganz besonders, wenn er auch noch "schön" ist. Da ein Text viele Buchstaben hat, gelingen die schönen Buchstaben mit einiger Übung immer öfter, die Glücksmomente stellen sich immer häufiger ein. Und das ist es auch, was das kalligrafische Schreiben zu einem ganz besonderen Erlebnis werden lässt. Die kleinen Erfolge inmitten der vielen Frustrationen, wenn ein Buchstabe eben nicht so wird wie er auf der Vorlage zu sehen ist, geben ein Gefühl der Glückseligkeit, und so kann die Kalligrafie regelrecht "süchtig" machen nach den vielen kleinen Glückserlebnissen. Diese ermutigen das Weitermachen an der "Guten Form". Mein Professor Werner Schneider an der FH Wiesbaden sagte immer: "Die Form will erlitten sein.". So gesellt sich zu den Glücksmomenten auch die harte Arbeit, denn ohne die fällt einem eine gute Schrift nicht in den Schoß. Dies kann ich aus meiner inzwischen 27-jährigen Tätigkeit als professionelle Kalligrafin nur allzu sehr bestätigen. Die Ergebnisse des freudigen und enthusiastischen Bemühens sind hier in der Ausstellung "Der kalligrafische Kreis" zu sehen.

Auch für mich ist es ein schönes Erlebnis, wenn ich hier wieder erlebe, dass der Funke meiner eigenen Begeisterung für die Kalligrafie übergesprungen ist zu Euch, den Teilnehmer /innen und ein Licht entfacht hat, das jetzt in Euch brennt und Euch für die Schrift als hohes Kulturgut entflammt hat. In einer Zeit der Massenmedien, der geistig-kulturellen Verwahrlosung und der Computertastatur sehnen wir uns nach dem Schönen, Wahren, Guten – das mittels handgeschriebener und eigens dafür gestalterer Schrift sichtbar gemacht werden kann. Schreiben ist ein Weg: der Weg der kreativen visuellen Formfindung, der Weg der künstlerischen Umsetzung von Gedankengut und Sprache, aber auch ein Weg, Dinge an sich selbst zu entdecken, denen man sich vorher gar nicht bewusst war. Insbesondere Kinder kann man immer wieder begeistern für die vielen kreativen Möglichkeiten, mit Buchstaben zu spielen und zu experimentieren. Wollen wir hoffen, dass auch sie Freude am Schreiben finden und die Handschrift in der Schule nicht vollends der digitalen Welt zum Opfer fällt. Ich arbeite daran, Ihr als Kursteilnehmer arbeitet daran, und so wollen wir gemeinsam hoffen, dass wir auch bei Ihnen, den Besuchern der heutigen Ausstellung hier in Vinningen, eine Begeisterung entfachen können für eine Kunstform, die in Deutschland eine große Tradition hat und die es zu erhalten lohnt.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Betrachten der Bilder, beim Lesen der Texte und beim visuellen Entlangwandern an den unterschiedlichen Buchstabenformen. Eventuelle Rotationen bleiben vielleicht dabei nicht ganz aus!

Uns allen noch einen schönen kalligrafisch geprägten Tag. Vielen Dank.

Katharina Pieper, 19. April 2009

Informationen zu einer früheren Ausstellung

und
www.kulturzentrum-vinningen.de


zurück zu "Aktuelles" von Katharina Pieper

zurück zur Website von Katharina Pieper